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Landkreis Barnim probt den ASP-Ernstfall

Foto: Landkreis Barnim

Einweisung der Übungsteilnehmer durch Amtstierarzt und Übungsleiter Dr. Volker Mielke (li.). Foto: Landkreis Barnim

Vorbereitungen auf möglichen Fall von Afrikanischer Schweinepest im Barnim. Erfolgreiche Echtfallsimulation schafft Sicherheit.

Bislang ist der Landkreis Barnim von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) verschont geblieben. Stark betroffen ist hingegen das angrenzende Nachbarland Polen, von wo aus die Tierseuche bereits auf mittlerweile vier Landkreise Brandenburgs inklusive dem Nachbarlandkreis Märkisch Oderland übergegriffen hat. Vor diesem Hintergrund bereitet sich auch der Landkreis Barnim seit einigen Monaten intensiv auf den möglichen Ernstfall vor.

Zahlreiche Präventivmaßnahmen wurden bereits getroffen. Dazu zählt unter anderem die Errichtung eines festen Schutzzaunes an der Oder, der potenzielle Übertritte von infizierten Wildschweinen verhindern soll. Sollte es dennoch zu einem ASP-Fund im Kreisgebiet kommen, ist schnelles Handeln gefragt. Hierfür müssen die im Ernstfall erforderlichen Abläufe sitzen. Genau dies war das Ziel einer groß angelegten Echtfallsimulation, die der Landkreis Barnim gemeinsam mit externen Unterstützerinnen und Unterstützern kürzlich absolvierte.

Übergreifende Zusammenarbeit gefragt

Über 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren an der Tierseuchenübung beteiligt. Unter der Leitung von Amtstierarzt Dr. Volker Mielke hatten sich Vertreter verschiedener Behörden des Landkreises sowie viele weitere, ehrenamtliche Helferinnen und Helfer im Begegnungszentrum Lunow-Stolzenhagen zusammengefunden. Ziel der Übung war die praktische Absuche der Region nach Schwarzwildkadavern. Die Absuchen wurden mittels Drohnen und durch extra ausgebildete Kadaverspürhunde durchgeführt. Ortsansässige Jäger und Mitarbeiter der Kreisverwaltung begleiteten die jeweiligen Teams. Die Suche mit Drohnen und Hunden ist gerade in Bereichen wichtig, zu denen ein normaler Zugang nicht möglich ist, wie bspw. vernässte oder größere Schilfbereiche. „Unser großer Dank gilt allen beteiligten ehrenamtlichen Helfern für deren Unterstützung“, erklärt Tobias Klätke, der als Koordinator im Tierseuchen-Krisenstab des Landkreises Barnim für die Steuerung der Abläufe während der Übung verantwortlich zeichnete. „Die Hundegespanne, die Drohnenführerinnen und -führer, die Jäger sowie das Personal des Begegnungszentrums Lunow-Stolzenhagen - Ihre Beteiligung hat den erfolgreichen Probelauf erst möglich gemacht.“

„Allein auf restriktive Maßnahmen zu setzen, bringt uns in der Tierseuchenbekämpfung nicht weit“, betont er in diesem Zusammenhang. „Ziel unserer Bemühungen und auch dieser Übung ist es, alle betroffenen oder beteiligten Personengruppen wie Jäger und Landwirte mit ins Boot zu holen und bestmöglich für das Thema zu sensibilisieren.“

Als Ausgangspunkt und Einsatzzentrale für die praktische Übung diente das Begegnungszentrum Lunow-Stolzenhagen. Hier wurde ein sogenanntes lokales Bekämpfungszentrum eingerichtet, in dem alle Informationen und Teams zusammenlaufen. „Logistisch betrachtet sind wir hier am idealen Ort, um im Falle eines Übertritts eines infizierten Tiers aus dem Nachbarland entsprechende Maßnahmen einzuleiten und umzusetzen“, sagt Klätke. Die Gemeinde hatte die Räumlichkeiten hierfür freundlicherweise zur Verfügung gestellt. 

Suche zu Land und in der Luft

„Ziel der Übung war es, die Einrichtung eines lokalen Bekämpfungszentrums und die für die Suche nach toten oder kranken Tieren erforderlichen Abläufe zu testen“, erläutert Klätke den Hintergrund der Übung. Hierfür galt es, eine anspruchsvolle IT-Einrichtung in ländlicher Umgebung aufzubauen. Unter anderem mussten WLAN-Hotspots eingerichtet werden, um die Technik vor Ort an das Netz der Kreisverwaltung anzuschließen. Bei der Ausstattung der Einsatzzentrale und bei der Versorgung der Übungsteilnehmer wurde die Aktion durch den Bereich Bevölkerungsschutz unterstützt.

Im Zentrum der Übung stand die Durchführung von Suchaktionen sowie die Verwendung und Auswertung der dabei erfassten Daten. Die eingesetzten Hunde wurden zuvor in wochenlanger Ausbildung durch den ehrenamtlichen Hundeausbilder Mario Hergt speziell für die Suche nach Kadavern von Schwarzwild geschult. Für die Suche wurden die Spürhunde mit GPS-Trackern ausgestattet, welche permanent Daten an die Einsatzzentrale lieferten. Dort leiteten Mitarbeiter des Landkreises die erfassten Daten direkt in das Geoinformationssystem der Kreisverwaltung weiter. Auf dieser Grundlage können nicht nur die Suchaktionen genau gesteuert werden sondern auch die bereits abgesuchten Gebiete für das Landeskrisenzentrum dargestellt werden. Zudem lassen sich die Daten im Nachgang für Analysen nutzen.

Um die Simulation möglichst realitätsnah zu gestalten, wurden im Vorfeld der Übung Wildschweinattrappen sowie Wildschweinschwarten im Suchgebiet verteilt. Ebenfalls zum Einsatz kam modernste Drohnentechnik mit und ohne Wärmebildkameras. Der Landkreis Barnim hatte im Vorfeld verschiedene Behörden, bspw. das Wasserschifffahrtsamt, aber auch Privatpersonen befragt, ob sie bei der ASP-Suche behilflich sein können. Die Drohnen ermöglichen einerseits die Absuche großflächiger Gebiete mittels Livebild-Übertragung oder mittels Wärmebildkamera und können so Aussagen sowohl zu Vorhandensein von Kadavern als auch von lebendem Schwarzwild treffen.

Zielsetzung erreicht

„Die Übung kann als Erfolg gewertet werden“, freut sich Klätke. „Wichtig ist, dass im Ernstfall alle Beteiligten gut zusammenarbeiten. Die geprobten Abläufe haben so funktioniert, wie wir sie im Vorfeld geplant hatten. An der einen oder anderen Stelle haben wir zudem Verbesserungspotenziale ausmachen können, die wir bei unserem künftigen Vorgehen berücksichtigen können. Insgesamt haben wir hier eine richtig schlagkräftige Mannschafft gebildet, die im Falle eines ASP-Funds sofort eingreifen kann.“

„Einen 100-prozentigen Schutz gegen einen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in unserem Landkreis gibt es nicht“, ergänzt Amtstierarzt und Übungsleiter Dr. Volker Mielke. „Übungen wie diese schaffen jedoch Sicherheit im Vorgehen bei allen Beteiligten, insbesondere, was das für uns sehr wichtige Zusammenspiel mit den externen Unterstützerinnen und Unterstützern betrifft. Wichtig ist jetzt, nicht locker zu lassen. Wir werden unsere Präventions- und Vorbereitungsmaßnahmen weiter vorantreiben.“

Jeder kann mithelfen

„Wir können von Glück sprechen, dass wir im Landkreis Barnim derzeit noch keinen ASP-Fall zu verzeichnen haben“, kommentiert Holger Lampe, stellvertretender Landrat im Landkreis Barnim und Leiter des Tierseuchenkrisenstabes, die aktuelle Lage zur Afrikanischen Schweinepest im Barnim. „Das gibt uns Zeit, uns intensiv auf den möglichen Ernstfall vorzubereiten. Übungen, wie wir sie hier durchführen, verschaffen uns später einen großen Vorteil bei der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest.“

Diese sei im Übrigen nicht nur Sache der Experten, fügt Dr. Mielke hinzu. Jede Bürgerin und jeder Bürger könne ein Stück weit dabei helfen, dass mögliche Infektionsherde erst gar nicht entstehen. Die für den Menschen unbedenkliche, für das Schwein jedoch umso gefährlichere Seuche werde zwar hauptsächlich von Tier zu Tier übertragen. Eine nicht zu unterschätzende Übertragungsquelle sei jedoch auch in Lebensmitteln verarbeitetes Schweinefleisch, erklärt der Amtstierarzt. Er appelliert daher an die Bürgerinnen und Bürger, entsprechende Essensreste, in denen Schweinefleisch enthalten ist, nicht im Freien zu entsorgen.

„Sei es das nicht zu Ende gegessene Schulbrot im Mülleimer oder die übrig gebliebene Grillwurst auf dem Komposthaufen – all das sind Quellen für eine potenzielle Verschleppung der Afrikanischen Schweinepest“, gibt der Veterinärmediziner zu bedenken. „Sowohl mit Blick auf das Tierwohl als auch die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Betriebe ist die Afrikanische Schweinepest eine große Katastrophe. Mittlerweile sind in den südlichen Landkreisen 2.400 km² Fläche von Einschränkung in der Land- und Forstwirtschaft betroffen. Jede und jeder Einzelne kann dabei helfen, diese einzudämmen und sei es auch nur dadurch, die Tore in den ASP Schutzzäunen hinter sich wieder ordentlich zu schließen.“

 

Robert Bachmann
Pressesprecher